Montag, 18. Februar 2008
Wer schön sein will, muss leiden... 1. Teil: Färbemittel
shindra, Lebensart, 17:52h
Seien Sie ehrlich:
Werfen Sie wirklich immer ihre Altbatterien in den dafür vorgesehenen Behälter? Benutzen sie ausschließlich Energiesparlampen oder verzichten auf asbesthaltige Baustoffe?
Falls ja, haben Sie’s entweder nie anders gemacht und sich immer schon für die Belange Mutter Naturs eingesetzt oder sie gehören zur weiten Riege der Scheinumweltschützer von Bild und Co., die sich nicht gerade mit ihrer „Energie-Effizienz“ mit Ruhm bekleckert haben.
Dabei tun die Deutschen soviel wie nie (wenn auch nicht gut genug) für Umweltschutz in ihren eigenen vier Wänden.
Wir haben scheinbar keine Probleme damit, Elektroschrott zum Hersteller zu kutschieren, Farbreste und Chemikalien zum Sondermüll zu bringen oder Medikamente beim Apotheker im Viertel abzuliefern. Jetzt, wo „grün sein“ in ist, bezeichnen sich immer mehr Menschen als Umweltschützer mit Leidenschaft. Doch diese angeblichen „Umweltschützer“ haben keinerlei Bedenken, sich Stoffe ins Haar und auf die Haut zu kleistern, die zwar viel versprechen, aber oftmals nicht halten, was sie versprechen. Und nicht einmal das: Neben eher harmlosen „Kleinigkeiten“ wie etwa Allergien, tauchen auch immer mehr Krankheitsbilder auf, die es so noch nie gegeben hatte. Das reicht von schweren Dauervergiftungen bis hin zur Narbenentwicklung mit unheilbarem Ausgang; auch leichte Suchtanzeichen gehören allmählich zu den normalen Schwierigkeiten, mit denen sich die Kosmetikindustrie herumschlagen muss. Das Unwissen der Bürger über ihre täglichen Helfer ist gewaltig. Denn nicht alles, was unbedingt dem Körper gut tut (wenn überhaupt!), tut auch dem Planeten gut.
Unser erster Teil der Reihe beschäftigt sich mit einem besonderen Steckenpferd der Deutschen: Das Färben des Geliebten Haares, ob flüchtig oder dauerhaft.
Von Explosionen, Allergien und Blasenkrebs
Im Vergleich zu unseren restlichen Vettern aus der Familie der Säugetiere dürfen wir uns mit Fug und Recht als wahrlich haarlose Affen bezeichnen. Das bisschen, das wir unser eigen nennen können, ist längst unbrauchbar als Wärmeschutz – Außer unserem Haupthaar natürlich, dem wir soviel Aufmerksamkeit zollen. Es ist Teil unserer Persönlichkeit; für manche sogar Werbetafel der eigenen Meinung und Ansichten. Wir lieben unser Haupthaar über alles; schließlich steigt von Jahr zu Jahr das Angebot in den Regalen an noch groteskeren Produkten und so mancher Zeitgenosse kauft alles, was ihm vor die Flinte kommt.
Nichtsdestotrotz hat unsere Gesellschaft nicht nur eine absurde Rasier-Mentalität entwickelt, sondern auch einen deutlichen Hang zum „Aufpeppen“ des übrig gebliebenen Haares. Wo es vor 50 Jahren noch avantgardistisch war, das edle Fell auf dem Kopf ein wenig zu schwärzen, kann man sich nun ganze Farbbomben auf’s Haar schmieren lassen. Egal ob Zinnoberrot, Mahagoni, Kohlschwarz, Grasgrün oder Wasserstoffblond – jeder wird fündig und kann sich so weiterhelfen, wenn Mutter Natur sträflich versagt hat. Wer wagt da schon einen Blick auf die Deklaration der Inhaltsstoffe?
Ohne die es gar nicht geht – Die absoluten Grundzutaten:
Wasserstoffperoxyd – Es ist immer wieder erstaunlich wie arglos so mancher Konsument dieses Mittelchen an sich heran lässt, obwohl es als Zutat für Sprengstoff, als Ätzmittel und Treibgas für Raketen nicht gerade als unbedingt sympathisch gilt. Wie bei allen Peroxyden besteht zudem die Gefahr einer Explosionsentwicklung(!).
Toluol – Ein klassischer Vertreter der aromatischen Kohlenwasserstoffe, die als gesundheitsschädlich und leicht giftig gelten, da sie oft mit Benzol verunreinigt sind. Toluol gilt darüber hinaus zwar nicht als krebserregend, aber ob man so etwas trotzdem auf der leicht durchdringbaren Kopfhaut haben möchte, ist fraglich. Verzichten kann man auf den Stoff jedoch grundsätzlich nicht, da er als Haaraufqueller dafür sorgt, dass überhaupt fremde Farbpigmente in das Haar eingelagert werden können. Toluol und verwandte Stoffe haben das übel riechende und wesentlich gefährlichere Ammoniak abgelöst, aber davon sollte man sich nicht täuschen lassen, denn es werden noch immer Derivate eingesetzt. Übrigens, falls Sie’s noch nicht gewusst haben: Toluol in den Augen kann zur Erblindung führen.
Resorcinol – Ebenfalls ein Quellmittel, zwar nicht unbedingt gesundheitsschädlich, dafür allerdings ökologisch hochbedenklich, da es wie jedes Flammenschutzmittel(!) als biologisch schwer abbaubar gilt.
Isopropanol – Dient allein als Trägermasse in Form von Emulsionen, damit die Chemikalien auch gut aneinander halten. Die Gefährlichkeit des Stoffes liegt nicht in seiner Wirkung selbst, sondern in den Reaktionen, die es hervorruft: Isopropanol kann mit Luftsauerstoff explosionsgefährliche Peroxyde bilden. Dies ist nämlich auch der Grund, warum auf jeder Packung zu lesen steht, man sollte das Zeug gefälligst schnell aufbrauchen und keinesfalls trocknen lassen. Ansonsten könnte es gut sein, dass man bei der Renovierung des Badezimmers seines Lebens nicht mehr froh wird.
Damit’s schön aussieht und gut riecht:
Wer dachte, dass es bei den klassischen Chemikalien bleibt, der irrt. Denn neben den Grundzutaten, die erst einmal das Haar auf die Prozedur vorbereiten, muss es schließlich auch diejenigen geben, die unser Haar überhaupt erst ändern.
Farbstoffe - Eine genau deklarierte Bandbreite an Ausgangsstoffen zur Herstellung existiert nicht, da Farbstoffe aus einer gewaltigen Menge unterschiedlicher Grundstoffe hergestellt werden können. Am häufigsten treten die bereits erwähnten aromatischen Kohlenwasserstoffe auf; einige sogar krebserregend.
Doch eines haben die Farbstoffe dabei allesamt gemeinsam: Sie sind synthetisch, da ihre natürlichen Vettern längst nicht die gewünschte Wirkkraft besitzen und nicht überall eingesetzt werden können. Dennoch versucht man den Verbraucher an der Nase herumzuführen, indem man vorgibt, Farbstoffe aus der Natur zu nutzen.
Tatsächlich ist der Zusatz „Natürliches Färbemittel“ reine Augenwischerei, da der Prozentanteil des Hennas oder der Walnuss-Komponente oft zu gering ist und dennoch synthetische Gruppen hinzugefügt werden müssen, um das Wunschergebnis zu erhalten.
Für die absolute Traumfarbe sind dabei zahlreiche Stoffe am Werk. Das können fünf sein, aber auch das Doppelte und Dreifache, damit aus dem leidlichen Straßenköterblond ein wundervolles Mahagoni werden kann. Als Faustregel gilt: Rote Farbnuancen benötigen die meisten Chemikalien und gelten dafür als besonders bedenklich. Dunkle Braun- und Schwarzstoffe die wenigsten. Bei hellen Nuancen ist dies ähnlich, aber Vorsicht: Blondierungen sind nicht dasselbe wie eine gewöhnliche Haarfärbung, denn hier werden nicht einfach Pigmente aufgelagert, sondern die ursprüngliche Farbe komplett aus dem Haar gezogen. Farbstoffe sind die Komponenten, die am meisten Allergien auslösen, sieht man von der Gefährdung durch Krebs einmal ab.
Duftstoffe – Damit’s nicht so (nach Ethanol und Ammoniakderivaten) stinkt, werden noch einige Duftnoten hinzugefügt, damit man’s schön heimelig während der Färberei hat. Wer sich mit Parfüms bereits auskennt, weiß, dass auch hier dieselben Grundstoffe genutzt werden – Cumarin(!), Heliotropin, Aldehyde, Vanillin, Maltol und die beiden Geschwister Moschus Keton und Moschus Xylol gelten als die synthetisierten Varianten. Während Vanillin der harmloseste Stoff im Bunde ist, sollte man bei Cumarin und den weit verbreiteten Aldehyden Abstand nehmen. Auch hier sollte das Wort krebserregend oft genug im Geiste fallen. Doch neben den gesundheitlichen Bedenken muss man auch einfach sagen, dass künstliche Parfüms ganz und gar zum Himmel stinken.
Das große Unbekannte:
Noch dazu gibt’s zahlreiche Pufferstoffe und andere Zutaten, die je nach Produkt unterschiedlich sein können. Dank INCI sollte es jedem möglich sein mit etwas Hirn und Internet nachzuforschen, was sich so alles hinter hieroglyphenhaften Begriffen verbirgt. Es ist sogar ratsam dies zutun, es sei denn, man will wahrlich Raubbau an der eigenen Gesundheit betreiben.
Existieren wirklich Gefahren?
Auch wenn gerne den Skeptikern Verzerrung nachgesagt wird, so sind die Warnungen absolut nicht von der Hand zu weisen. So hat eine Studie aus den USA ergeben, dass Frauen, die ein Jahr lang jeden Monat ihre Haare färben oder färben lassen, ihr Blasenkrebs-Risiko verdoppeln. Nach 15 Jahren verdreifacht sich sogar das Risiko. Desweiteren stehen Haarfärbemittel in Verdacht, Stoffe zu enthalten, die eine seltene Variante des Lymphdrüsenkrebs auslösen können, auch bekannt als Hodgkin-Lymphom. Auch hier kommt ein Zeitraum von bis zu 20 Jahren in Betracht mit mindestens einer monatlichen Färbung.
Und wenn sich jemand partout nicht von Krebs abschrecken lassen will, so sollte derjenige wenigstens bedenken, dass die zahlreichen Stoffe höchst allergen wirken und die Frucht im Mutterleib schädigen können.
Die Alternativen und wie man sie beordert.
Die wohl gesündeste Alternative ist zugleich diejenige, die am wenigsten gerne gehört wird: Schlichtweg ergreifend einfach auf das Procedere des Färbens verzichten. Keine gesundheitlichen Risiken, man versaut weder Einrichtung noch Klamotten und spart zudem Geld. Aber was, wenn man absolut nicht auf die Wunschfarbe verzichten will?
Dann bietet sich nur eins an: 100% natürlich, wobei 100% natürlich auch ein 100% natürliches Minenfeld ist. Denn nirgendwo sind so viele Trittbrettfahrer unterwegs als wie in der „natürlichen“ Kosmetik.
Das größte Missverständnis beruht dabei stets darin zu glauben, dass „natürlich“ ein geschützter Begriff sei. Doch wie es zu Anfang auch mit Bio-Produkten, tropenholzfreien Gartenmöbeln und sog. „Kolonial“waren war, so hilft auch hier kein Blick auf das eine kleine Wörtchen, das sich ohnehin jeder Hersteller auf die Verpackung pappen darf. Wer sich’s einfach machen will, sollte auf das Naturkosmetik-Siegel des BDIH achten; ein Gütesiegel für ausgewiesene Produkte auf rein natürlicher Basis. Doch da kann es durchaus passieren, dass man bestimmte Läden aufsuchen und hohe Preise zahlen muss. Wer da nicht das Glück (oder eher Pech) hat, in Ballungsgebieten zu leben, sieht dabei besonders schnell alt aus.
Glücklicherweise bieten mittlerweile auch größere Händler kleine Mengen an natürlichen Haarfärbemitteln an; genauso gut kann man sich auch aus dem Internet Produkte beordern.
Doch Vorsicht: Lassen Sie sich nicht einschüchtern, nach den Bestandteilen zu fragen, sollten diese beispielsweise bei „ebay“ nicht angegeben sein. Der Händler unterliegt der Deklarationspflicht seiner Waren und ein guter Händler wird diese ohnehin immer einhalten.
Was ist dran an den Farben?
Wenn sie auf natürliche Art ihre Haare färben möchten, müssen Sie zunächst auf eine Illusion verzichten: Keine Pflanze der Welt wird aus Ihrer schwarzen Mähne ein Weißblond zaubern können. Die Wirkkraft der Pflanzen ist begrenzt, immer dauerhaft und löst unterschiedliche Farbschläge beim Verbraucher aus. Niemand kann mit Sicherheit sagen, wie das Ergebnis ausschauen wird. Zudem ist der Gebrauch nicht immer etwas für Anfänger, da gerade Henna sehr, sehr färbefreundlich ist. Auf die edlen Pantoffeln bei der Prozedur sollte man also besser verzichten!
Je nachdem, welchen Haarton man möchte, steht eine Vielzahl unterschiedlicher Pflanzenauszüge zur Verfügung. Grundstoff ist nicht immer Henna, aber öfter als man denkt. Es dient dabei häufig in anderen Mischungen als Farbvorstufe, um einen Grünstich zu vermeiden. Manche Profis nutzen Henna auch allein als Haarkur.
Henna färbt dabei grundsätzlich rot, es gibt kein „braunes“ oder „blondes“ Henna, das sollten Sie sich grundsätzlich hinter die Ohren schreiben. Wer also lieber seine Haare dunkeln oder aufhellen möchte, muss zu anderen Präparaten greifen, die in ihrer Zusammensetzung noch wesentlich feinstimmiger sind, als etwa chemische Produkte. Walnuss ist dabei eine Art Alleskönner für bräunliche Haartöne.
Werfen Sie wirklich immer ihre Altbatterien in den dafür vorgesehenen Behälter? Benutzen sie ausschließlich Energiesparlampen oder verzichten auf asbesthaltige Baustoffe?
Falls ja, haben Sie’s entweder nie anders gemacht und sich immer schon für die Belange Mutter Naturs eingesetzt oder sie gehören zur weiten Riege der Scheinumweltschützer von Bild und Co., die sich nicht gerade mit ihrer „Energie-Effizienz“ mit Ruhm bekleckert haben.
Dabei tun die Deutschen soviel wie nie (wenn auch nicht gut genug) für Umweltschutz in ihren eigenen vier Wänden.
Wir haben scheinbar keine Probleme damit, Elektroschrott zum Hersteller zu kutschieren, Farbreste und Chemikalien zum Sondermüll zu bringen oder Medikamente beim Apotheker im Viertel abzuliefern. Jetzt, wo „grün sein“ in ist, bezeichnen sich immer mehr Menschen als Umweltschützer mit Leidenschaft. Doch diese angeblichen „Umweltschützer“ haben keinerlei Bedenken, sich Stoffe ins Haar und auf die Haut zu kleistern, die zwar viel versprechen, aber oftmals nicht halten, was sie versprechen. Und nicht einmal das: Neben eher harmlosen „Kleinigkeiten“ wie etwa Allergien, tauchen auch immer mehr Krankheitsbilder auf, die es so noch nie gegeben hatte. Das reicht von schweren Dauervergiftungen bis hin zur Narbenentwicklung mit unheilbarem Ausgang; auch leichte Suchtanzeichen gehören allmählich zu den normalen Schwierigkeiten, mit denen sich die Kosmetikindustrie herumschlagen muss. Das Unwissen der Bürger über ihre täglichen Helfer ist gewaltig. Denn nicht alles, was unbedingt dem Körper gut tut (wenn überhaupt!), tut auch dem Planeten gut.
Unser erster Teil der Reihe beschäftigt sich mit einem besonderen Steckenpferd der Deutschen: Das Färben des Geliebten Haares, ob flüchtig oder dauerhaft.
Von Explosionen, Allergien und Blasenkrebs
Im Vergleich zu unseren restlichen Vettern aus der Familie der Säugetiere dürfen wir uns mit Fug und Recht als wahrlich haarlose Affen bezeichnen. Das bisschen, das wir unser eigen nennen können, ist längst unbrauchbar als Wärmeschutz – Außer unserem Haupthaar natürlich, dem wir soviel Aufmerksamkeit zollen. Es ist Teil unserer Persönlichkeit; für manche sogar Werbetafel der eigenen Meinung und Ansichten. Wir lieben unser Haupthaar über alles; schließlich steigt von Jahr zu Jahr das Angebot in den Regalen an noch groteskeren Produkten und so mancher Zeitgenosse kauft alles, was ihm vor die Flinte kommt.
Nichtsdestotrotz hat unsere Gesellschaft nicht nur eine absurde Rasier-Mentalität entwickelt, sondern auch einen deutlichen Hang zum „Aufpeppen“ des übrig gebliebenen Haares. Wo es vor 50 Jahren noch avantgardistisch war, das edle Fell auf dem Kopf ein wenig zu schwärzen, kann man sich nun ganze Farbbomben auf’s Haar schmieren lassen. Egal ob Zinnoberrot, Mahagoni, Kohlschwarz, Grasgrün oder Wasserstoffblond – jeder wird fündig und kann sich so weiterhelfen, wenn Mutter Natur sträflich versagt hat. Wer wagt da schon einen Blick auf die Deklaration der Inhaltsstoffe?
Ohne die es gar nicht geht – Die absoluten Grundzutaten:
Wasserstoffperoxyd – Es ist immer wieder erstaunlich wie arglos so mancher Konsument dieses Mittelchen an sich heran lässt, obwohl es als Zutat für Sprengstoff, als Ätzmittel und Treibgas für Raketen nicht gerade als unbedingt sympathisch gilt. Wie bei allen Peroxyden besteht zudem die Gefahr einer Explosionsentwicklung(!).
Toluol – Ein klassischer Vertreter der aromatischen Kohlenwasserstoffe, die als gesundheitsschädlich und leicht giftig gelten, da sie oft mit Benzol verunreinigt sind. Toluol gilt darüber hinaus zwar nicht als krebserregend, aber ob man so etwas trotzdem auf der leicht durchdringbaren Kopfhaut haben möchte, ist fraglich. Verzichten kann man auf den Stoff jedoch grundsätzlich nicht, da er als Haaraufqueller dafür sorgt, dass überhaupt fremde Farbpigmente in das Haar eingelagert werden können. Toluol und verwandte Stoffe haben das übel riechende und wesentlich gefährlichere Ammoniak abgelöst, aber davon sollte man sich nicht täuschen lassen, denn es werden noch immer Derivate eingesetzt. Übrigens, falls Sie’s noch nicht gewusst haben: Toluol in den Augen kann zur Erblindung führen.
Resorcinol – Ebenfalls ein Quellmittel, zwar nicht unbedingt gesundheitsschädlich, dafür allerdings ökologisch hochbedenklich, da es wie jedes Flammenschutzmittel(!) als biologisch schwer abbaubar gilt.
Isopropanol – Dient allein als Trägermasse in Form von Emulsionen, damit die Chemikalien auch gut aneinander halten. Die Gefährlichkeit des Stoffes liegt nicht in seiner Wirkung selbst, sondern in den Reaktionen, die es hervorruft: Isopropanol kann mit Luftsauerstoff explosionsgefährliche Peroxyde bilden. Dies ist nämlich auch der Grund, warum auf jeder Packung zu lesen steht, man sollte das Zeug gefälligst schnell aufbrauchen und keinesfalls trocknen lassen. Ansonsten könnte es gut sein, dass man bei der Renovierung des Badezimmers seines Lebens nicht mehr froh wird.
Damit’s schön aussieht und gut riecht:
Wer dachte, dass es bei den klassischen Chemikalien bleibt, der irrt. Denn neben den Grundzutaten, die erst einmal das Haar auf die Prozedur vorbereiten, muss es schließlich auch diejenigen geben, die unser Haar überhaupt erst ändern.
Farbstoffe - Eine genau deklarierte Bandbreite an Ausgangsstoffen zur Herstellung existiert nicht, da Farbstoffe aus einer gewaltigen Menge unterschiedlicher Grundstoffe hergestellt werden können. Am häufigsten treten die bereits erwähnten aromatischen Kohlenwasserstoffe auf; einige sogar krebserregend.
Doch eines haben die Farbstoffe dabei allesamt gemeinsam: Sie sind synthetisch, da ihre natürlichen Vettern längst nicht die gewünschte Wirkkraft besitzen und nicht überall eingesetzt werden können. Dennoch versucht man den Verbraucher an der Nase herumzuführen, indem man vorgibt, Farbstoffe aus der Natur zu nutzen.
Tatsächlich ist der Zusatz „Natürliches Färbemittel“ reine Augenwischerei, da der Prozentanteil des Hennas oder der Walnuss-Komponente oft zu gering ist und dennoch synthetische Gruppen hinzugefügt werden müssen, um das Wunschergebnis zu erhalten.
Für die absolute Traumfarbe sind dabei zahlreiche Stoffe am Werk. Das können fünf sein, aber auch das Doppelte und Dreifache, damit aus dem leidlichen Straßenköterblond ein wundervolles Mahagoni werden kann. Als Faustregel gilt: Rote Farbnuancen benötigen die meisten Chemikalien und gelten dafür als besonders bedenklich. Dunkle Braun- und Schwarzstoffe die wenigsten. Bei hellen Nuancen ist dies ähnlich, aber Vorsicht: Blondierungen sind nicht dasselbe wie eine gewöhnliche Haarfärbung, denn hier werden nicht einfach Pigmente aufgelagert, sondern die ursprüngliche Farbe komplett aus dem Haar gezogen. Farbstoffe sind die Komponenten, die am meisten Allergien auslösen, sieht man von der Gefährdung durch Krebs einmal ab.
Duftstoffe – Damit’s nicht so (nach Ethanol und Ammoniakderivaten) stinkt, werden noch einige Duftnoten hinzugefügt, damit man’s schön heimelig während der Färberei hat. Wer sich mit Parfüms bereits auskennt, weiß, dass auch hier dieselben Grundstoffe genutzt werden – Cumarin(!), Heliotropin, Aldehyde, Vanillin, Maltol und die beiden Geschwister Moschus Keton und Moschus Xylol gelten als die synthetisierten Varianten. Während Vanillin der harmloseste Stoff im Bunde ist, sollte man bei Cumarin und den weit verbreiteten Aldehyden Abstand nehmen. Auch hier sollte das Wort krebserregend oft genug im Geiste fallen. Doch neben den gesundheitlichen Bedenken muss man auch einfach sagen, dass künstliche Parfüms ganz und gar zum Himmel stinken.
Das große Unbekannte:
Noch dazu gibt’s zahlreiche Pufferstoffe und andere Zutaten, die je nach Produkt unterschiedlich sein können. Dank INCI sollte es jedem möglich sein mit etwas Hirn und Internet nachzuforschen, was sich so alles hinter hieroglyphenhaften Begriffen verbirgt. Es ist sogar ratsam dies zutun, es sei denn, man will wahrlich Raubbau an der eigenen Gesundheit betreiben.
Existieren wirklich Gefahren?
Auch wenn gerne den Skeptikern Verzerrung nachgesagt wird, so sind die Warnungen absolut nicht von der Hand zu weisen. So hat eine Studie aus den USA ergeben, dass Frauen, die ein Jahr lang jeden Monat ihre Haare färben oder färben lassen, ihr Blasenkrebs-Risiko verdoppeln. Nach 15 Jahren verdreifacht sich sogar das Risiko. Desweiteren stehen Haarfärbemittel in Verdacht, Stoffe zu enthalten, die eine seltene Variante des Lymphdrüsenkrebs auslösen können, auch bekannt als Hodgkin-Lymphom. Auch hier kommt ein Zeitraum von bis zu 20 Jahren in Betracht mit mindestens einer monatlichen Färbung.
Und wenn sich jemand partout nicht von Krebs abschrecken lassen will, so sollte derjenige wenigstens bedenken, dass die zahlreichen Stoffe höchst allergen wirken und die Frucht im Mutterleib schädigen können.
Die Alternativen und wie man sie beordert.
Die wohl gesündeste Alternative ist zugleich diejenige, die am wenigsten gerne gehört wird: Schlichtweg ergreifend einfach auf das Procedere des Färbens verzichten. Keine gesundheitlichen Risiken, man versaut weder Einrichtung noch Klamotten und spart zudem Geld. Aber was, wenn man absolut nicht auf die Wunschfarbe verzichten will?
Dann bietet sich nur eins an: 100% natürlich, wobei 100% natürlich auch ein 100% natürliches Minenfeld ist. Denn nirgendwo sind so viele Trittbrettfahrer unterwegs als wie in der „natürlichen“ Kosmetik.
Das größte Missverständnis beruht dabei stets darin zu glauben, dass „natürlich“ ein geschützter Begriff sei. Doch wie es zu Anfang auch mit Bio-Produkten, tropenholzfreien Gartenmöbeln und sog. „Kolonial“waren war, so hilft auch hier kein Blick auf das eine kleine Wörtchen, das sich ohnehin jeder Hersteller auf die Verpackung pappen darf. Wer sich’s einfach machen will, sollte auf das Naturkosmetik-Siegel des BDIH achten; ein Gütesiegel für ausgewiesene Produkte auf rein natürlicher Basis. Doch da kann es durchaus passieren, dass man bestimmte Läden aufsuchen und hohe Preise zahlen muss. Wer da nicht das Glück (oder eher Pech) hat, in Ballungsgebieten zu leben, sieht dabei besonders schnell alt aus.
Glücklicherweise bieten mittlerweile auch größere Händler kleine Mengen an natürlichen Haarfärbemitteln an; genauso gut kann man sich auch aus dem Internet Produkte beordern.
Doch Vorsicht: Lassen Sie sich nicht einschüchtern, nach den Bestandteilen zu fragen, sollten diese beispielsweise bei „ebay“ nicht angegeben sein. Der Händler unterliegt der Deklarationspflicht seiner Waren und ein guter Händler wird diese ohnehin immer einhalten.
Was ist dran an den Farben?
Wenn sie auf natürliche Art ihre Haare färben möchten, müssen Sie zunächst auf eine Illusion verzichten: Keine Pflanze der Welt wird aus Ihrer schwarzen Mähne ein Weißblond zaubern können. Die Wirkkraft der Pflanzen ist begrenzt, immer dauerhaft und löst unterschiedliche Farbschläge beim Verbraucher aus. Niemand kann mit Sicherheit sagen, wie das Ergebnis ausschauen wird. Zudem ist der Gebrauch nicht immer etwas für Anfänger, da gerade Henna sehr, sehr färbefreundlich ist. Auf die edlen Pantoffeln bei der Prozedur sollte man also besser verzichten!
Je nachdem, welchen Haarton man möchte, steht eine Vielzahl unterschiedlicher Pflanzenauszüge zur Verfügung. Grundstoff ist nicht immer Henna, aber öfter als man denkt. Es dient dabei häufig in anderen Mischungen als Farbvorstufe, um einen Grünstich zu vermeiden. Manche Profis nutzen Henna auch allein als Haarkur.
Henna färbt dabei grundsätzlich rot, es gibt kein „braunes“ oder „blondes“ Henna, das sollten Sie sich grundsätzlich hinter die Ohren schreiben. Wer also lieber seine Haare dunkeln oder aufhellen möchte, muss zu anderen Präparaten greifen, die in ihrer Zusammensetzung noch wesentlich feinstimmiger sind, als etwa chemische Produkte. Walnuss ist dabei eine Art Alleskönner für bräunliche Haartöne.
- Warnhinweise:
- Henna – wenn einmal in Stoff hineingelangt – lässt sich nur schwer bis gar nicht entfernen. Auch Keramik und Porzellan sollten besser in Sicherheit gebracht werden, bevor Sie loslegen. Das Färbemittel ist extrem reaktionsfreudig und verursacht unschöne Verunreinigungen, die sich nie mehr entfernen lassen.
- Vergessen Sie niemals vorher einen Allergietest zu machen! Wenn sie Heuschnupfen haben, achten Sie besonders darauf, welche Auszüge ihr Wunschpräparat enthält. Einige Tropfen des Pflanzenstoffes auf eine kaum auffällige, aber dennoch dünnheutige Stelle des Körpers (z.B. Armbeuge und Kniekehlen.) geben und mindestens einen Tag warten. Treten Rötungen, Juckreiz, erhöhte Temperatur oder gar Nesselfieber auf, sollten sie auf gar keinen Fall färben.
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