Sonntag, 17. Februar 2008
Ein kleiner Beitrag zum Wegner-"Skandal"
Jaja, der Wegner-"Skandal". Dies ist übrigens der Diskussionsgegenstand. Viel musste der geneigte Leser darüber lesen, vom Spiegel bis zur taz weitestgehend dasselbe: Ungeheure Aussagen, die Die Linke als demokratische Partei disqualifizieren würde (SPD und besonders CDU freuen sich ein zweites Loch ins Hinterteil). Ich muss gestehen: Hätte Frau Wegner tatsächlich wortwörtlich gesagt, sie wolle die Stasi zurück, könnte ich die Aufregung verstehen. Doch schauen wir uns doch einmal ihre genauen Worte an:
"Ich denke nur, wenn man eine andere Gesellschaftsform errichtet, dass man da so ein Organ wieder braucht, weil man sich auch davor schützen muss, dass andere Kräfte, reaktionäre Kräfte, die Gelegenheit nutzen und so einen Staat von innen aufweichen"
In verqueren Worten hat sie doch nur verpackt, dass dieser Staat mit seiner "andere[n] Gesellschaftsform" (Dass die DKP'lerin dabei an eine DDR-sozialistische denkt, sollte klar sein) einen Geheimdienst bräuchte, so wie die BRD den Verfassungsschutz unterhält. Es mögen quantitative Unterschiede bestehen und die Stasi wäre gewiss für keinen Staat ein Gewinn, doch die Erkenntnis, dass ihre Aussagen in den Medien nicht gerade sehr differenziert aufgenommen wurde, schlägt sich allmählich auch ein klein wenig durch, zumindest bei der taz.
Dennoch: Das alles erinnert nicht nur mich an eine voreingenommene, antikommunistische (wobei ich dieses Wort noch für ein wenig überzogen halte) Haltung in den federführenden Medien. Denn stets, wenn von Der Linken die Rede ist, behandelt man sie sehr distanziert wie den ungewollten Halbbruder, mit dem man nun zusammenleben müsste. Dabei zeigen Umfragen, dass sich die Bevölkerung selbst immer mehr an Die Linke gewöhnt.

Aber wo genau liegt nun das Problem dabei, dass es in einer Partei unterschiedliche Meinungen gibt? Jeder weiß, dass Die Linke in mancherlei Hinsicht ein Sammelsurium ist. Aber wieso sollte das schlecht sein? Diskussionen, auch innerparteilich, beleben doch wohl die Demokratie. Geschlossene Konsensparteien wie unsere Volksparteien sind doch ein Hort eines unterdrückten Pluralismus'. Insofern ist Die Linke vermutlich pluralistischer als die anderen vier großen Parteien. Und wie Gregor Gysi in dem Video sehr richtig sagt: "Wenn einer eine andere Meinung hat in der Fraktion, dann muss er halt überstimmt werden." Ja, das nennt sich Demokratie. Gefährlich für diese wird eine einzelne Landtagabgeordnete sicherlich nicht.
Trotzdem, und hier setzt meine persönliche inhaltliche Kritik an Frau Wegner an, halte ich nicht viel von der Überzeugung, durch revolutionsähnliche Aktionen eine andere Gesellschaftsform einzurichten, die dann durch eine Art Stasi zusammengehalten werden soll. Die Stasi in der DDR war ja eben deshalb nötig, weil der Sozialismus (in dieser Form zumindest) nicht bei der gesamten Bevölkerung Anklang gefunden hatte. Meiner Meinung nach muss der Wandel also vom Volk selbst ausgehen.

Aber ja, es gibt sie noch, die leninistischen Kommunisten in der BRD. Dass sie aus dem Beispiel UdSSR nicht viel gelernt zu haben scheinen, ist ein wenig traurig. Doch ich bitte jeden, diese Einzelmeinung nicht zur Stimmungsmache gegen Die Linke zu verwenden; sonst kramt mal einer den ollen Sarrazin aus der Mottenkiste und zeigt mit dem Finger auf die sogenannte "S"PD. Von der Jungen Union, die Kontakt zu Nazis sucht, ganz zu schweigen.

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Nichtsdestotrotz...
... Hätte sie sich ihren Kommentar bezüglich Todesstreifen sparen können. Den hat sie tatsächlich so gesagt und da kann man nichts heruminterpretieren.

Solche Leute sind der Grund, warum wir als Mitglieder der Linkspartei den Verfassungsschutz an den Hals gehetzt bekommen.

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Auch ich...
... denke manchmal, wenn ich mir als waschechter Misanthrop einige Menschen anschaue, dass eine oktroyierte Revolution nötig ist, um die Lage noch zu retten. Natürlich ist dieser Gedanke zynisch gemeint und privat, weswegen ich ihn nie öffentlich äußern würde. Denn in der Tat droht Der Linken dadurch ein Imageverlust, wenn man bedenkt, wieviele ausdrücklich Nicht-Kommunisten, sondern alte Sozialdemokraten zu ihren Wählern gehören.

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Kommunismus...
... Ist zwar schön und gut, aber wie jede große Vision in der Weltgeschichte benötigt er Idealisten, um zu funktionieren. Die Vielzahl der Strömungen, die wir mittlerweile erlebt (und überlebt) haben, krankten allesamt daran, dass der Mensch noch nicht bereit für den Kommunismus ist. Oder befindet sich hier wirklich jemand, der behaupten würde, China sei kommunistisch?

Auch wenn man häufig an den Menschen verzweifelt; eine von oben durchgedrückte Regierung wird es niemals schaffen, ein glückliches Volk zu beherbergen. So gut die Menschen in der auch DDR versorgt waren, so fehlte doch die individuelle Freiheit mal in versammelter Mannschaft einen Honecker-Witz reißen zu dürfen.

Unsere eigentliche Möglichkeit besteht darin, erst einmal den demokratischen Sozialismus zu schaffen, ehe wir zum Kommunismus schielen können. Die Menschen sind einfach noch nicht "eingestimmt", die jahrelange Einimpfung asozialer Verhaltensweisen und Denkarten durch den Kapitalismus müssen erst einmal obsolet gemacht werden. Das haben offenbar die Damen und Herren der DKP noch nicht so recht eingesehen. Das Vertrauen der Menschen in den Staat und untereinander muss wieder hergestellt werden. Dies alles sollte unser ureigenstes Interesse sein.

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